Bereits beim Classic Round Table 2010 hatten wir uns als neu gegründeter Porsche Club Jagdwagen Registry den anderen Clubs vorgestellt und angeboten bei Messen zukünftig mitzuhelfen und uns zu präsentieren. Die Entscheidung für die erste Messepräsentation unseres Clubs fiel auf die Retro Classics 2011. Schon bald gab es Treffen, bei dem Vertreter der sieben Teilnehmenden Porsche Classic Clubs zusammenkamen um sich über den gemeinsamen Clubstand Gedanken zu machen, Details zum Ablauf und zur Gestaltung des Standes wurden diskutiert. Unser Clubvorstand Thomas Müller stellte freundlicherweise seinen Jagdwagen für die Messe zur Verfügung, obwohl er selbst an dem Wochenende keine Zeit hatte.
Nachdem kurz vor der Messe noch etliche Telefonate und emails zur Organisation geführt wurden, war es dann am Montag vor dem Beginn der Messe soweit: Das Auto wurde bei mir angeliefert, zusammen mit weiterem Messe-Equipment. Donnerstag früh fuhr ich dann mit dem Jagdwagen auf dem Hänger zur Messe und verbrachte den restlichen Tag mit dem Aufbau des Standes.
Als ich Donnerstag morgens bei der Messe Eingang Aussteller ankam, wurde ich zuerst durch eine "Tankinhaltskontrollstelle" gelotst.
Zum Glück hat der Jagdwagen keine Tankuhr und der beauftragte Feuerwehrmann hatte keine Lust in den Anhänger zu klettern und nachzuschauen. So passierte ich die Kontrollstelle recht schnell und bekam die Einfahrfreigabe für die Halle.
Auf dem Parkplatz vor der Halle lud ich den Jagdwagen ab und fuhr die paar Meter in die Halle auf der Achse. Der Hallenwart begutachtete das Fahrzeug und schaute mich mit bösem Blick an: Grund war das Beil, das vorne am Fahrzeug montiert ist. Aber nachdem ich ihm versicherte, damit keinen Terroranschlag verüben zu wollen, grinste er und die Fahrt zum Stand war frei.
Freitag vormittags begrüsste ich bereits die ersten Jagdwagen Clubmitglieder auf dem Stand, wir unterhielten uns prächtig und beobachteten die vielen Besucher, die um den Jagdwagen herumgingen und viele Fotos schossen. Ein Besucher erzählte, dass er in den sechziger Jahren einen Jagdwagen besessen hat und damit täglich 30 km in den Wald gefahren ist um sein Revier zu kontrollieren. Er hat sich damals extra eine Standheizung eingebaut. Jahre später hat er den Wagen nach Amerika verkauft. Der Käufer war damals in Deutschland kurz vor seinem Abflug in die Heimat am Flughafen und hat das Inserat in der Zeitschrift Auto Motor und Sport gelesen. Er flog dann extra nochmals nach Deutschland und fuhr, nachdem er den Wagen gekauft hatte, damit auf eigener Achse aus dem Kreis Heilbronn nach Emden, wo der Jagdwagen verschifft wurde. Die Nummernschilder hat er aber nicht wie versprochen an den Verkäufer zurück geschickt, sondern er fuhr mit den deutschen Kennzeichen noch eine Weile in Amerika herum. Der Besucher war glücklich, noch einmal einen Jagdwagen live zu sehen, er konnte sich aber leider nicht mehr an die Fahrgestellnummer erinnern, versprach mir aber, nochmals in seinen Unterlagen und Fotoalben zu suchen.
Der Messetag verging wie im Flug.
Samstag früh war ich bereits eine Stunde vor Messebeginn da, es mussten noch Biertische und Getränke für den Clubabend auf der Messe herbei geschafft werden.
Der Besucheransturm war noch grösser, viele fragten, ob der Wagen zum Verkauf stände, und was ein Jagdwagen kosten würde. Einmal im Gespräch, stellte sich mehrmals heraus, dass es sich um Porsche Sammler handelte, die bereits einen 356 und/oder andere Modelle haben und gerne einen besitzen würden. Nur ein einziger Mann mit Flecktarnhose und Bundeswehrpullover wurde gesichtet, der sich für den Wagen interessierte. Ansonsten nur Technikbegeisterte, die viele Fragen zu den Besonderheiten des Autos stellten.
Ich hatte den Eindruck, dass ein grosser Teil der Besucher schon mal etwas vom Porsche Jagdwagen gehört oder gelesen hatte, aber noch nie einen in echt gesehen hat. Der andere Teil stand ungläubig davor und dachte, es sei ein Kübelwagen mit aufgeklebtem Porsche-Schriftzug. Ein Besucher wies mich sogar darauf hin, dass hinten an dem Wagen die Schraube zum Antrieb im Wasser fehlen würde! Mein Aufklärungsversuch war zwecklos, er beharrte darauf, er sei schliesslich Experte auf dem Gebiet.
Es waren aber auch tatsächlich Experten unter den Besuchern, besonders hat mich gefreut einen neuen Jagdwagen Besitzer kennen zu lernen. Er hat den Wagen noch nicht allzu lange und muss ihn auch noch zuerst restaurieren. Ich erzählte ihm von unserem Club und gab ihm unsere Satzung und den Aufnahmeantrag mit. Auch dieser Tag verging wieder viel zu schnell.
Am Sonntag war der Andrang auf der Messe noch grösser. Der Jagdwagen wurde ununterbrochen fotografiert, es standen stets Menschen um das Auto herum und bewunderten es. Mehrere Herren erzählten Geschichten aus ihrer Bundeswehrzeit, als sie ihren Wehrdienst leisteten und mit dem damaligen Konkurrent DKW Munga fahren mussten. Einer kannte sich sehr gut aus und wünschte sich damals einen Porsche Jagdwagen, weil der Munga ihn ständig im Stich ließ und laufend etwas kaputt ging.
Auch am Sonntag immer wieder die Frage, ob der Wagen zu verkaufen sei und wie viele es noch davon gäbe. Aber auch “seltsame“ Menschen waren unter den Besuchern, die sehr auffällig um den Wagen schlichen, sich auf den Boden legten, um Fotos vom Unterboden und der Vorderachse zu machen. Angesprochen, ob sie weitere Informationen wünschten oder selbst mit dem Thema Jagdwagen vertraut seien wandten sie sich ab und gaben sich sehr wortkarg. Ich warb trotzdem freundlich für unseren Club und hoffe, dass sich evtl. nach der Messe noch der eine oder andere Kontakt ergibt. Ich vermute mal, es gibt Leute, die einen Jagdwagen besitzen oder etwas zum Thema wissen, damit aber absolut nicht in Erscheinung treten möchten.
Am Sonntag Abend musste dann der Jagdwagen wieder verladen werden und der ganze Clubstand abgebaut, verladen und aufgeräumt werden.
Fazit: Die Resonanz war durchweg positiv, der Messeauftritt hat sich auf jeden Fall gelohnt. Auch wenn es anstrengend war, die vielen interessanten Gespräche waren es wert. Ich freue mich bereits auf die nächste Messe!
Jochen Stängle